Die dunkle Seite von Belohnungen, Prämien und Co

Donnerstag, den 23. Mai 2013, geschrieben von Denk Mal

Sie sind allgegenwärtig - in der Schule, der Arbeit und in der Erziehung von Kindern. Kaum einer der sie nicht kennt. Was Belohnungen jedoch beim Menschen anrichten, darüber verlieren die Medien kaum bis gar kein Wort. Dabei gibt es bereits über zwei Dutzend sozialpsychologischer Studien, die beweisen, dass Menschen, welche für ihre Arbeit eine Belohnung erwarten, schlechter arbeiten als solche, welche nichts erwarten.

Das hört sich erstmal unglaublich an? Ja vielleicht, aber die Ergebnisse sind unabhängig von der Natur der Belohnung, des Menschen und der Aufgabe. Wenn die Lösung der Aufgabe Kreativität voraussetzt, werden die Unterschiede sogar um ein vielfaches Größer. Was ein Unternehmen in Südkalifornien mit diesen Erkenntnissen anstellte könnt ihr im folgenden lesen:

     [...] Eine Fallstudie Marshall Industries, ein namhaftes Handelsunternehmen in Südkalifornien, das sich mit dem Verkauf von elektronischen Komponenten beschäftigt, beherzigte die soeben dargestellten Ratschläge. Nach Jahrzehnten erfolgloser Auseinandersetzung mit den Ideen des psychologischen Behaviorismus erkannte der CEO der Firma, Rob Rodin, dass Bonus-Programme auf einem falschen Verständnis des Verhaltens von Menschen beruhen und aus diesem Grund ausnahmslos scheitern mussten. Er erkannte, dass die Prämien des Managements, die Kommissionen der Aussendienstmitarbeiter und der Wettbewerb unter den Mitarbeitern die Firma in ihrer Entwicklung behindern. Nach einem ganzen Jahr intensiven Zuhörens und eingehender Auseinandersetzung mit den Empfindungen der Mitarbeiter entschloss sich CEO Rob Rodin und sein Führungsteam, jeden Wettbewerb unter den Mitarbeiten auszuschalten, welche die Zusammenarbeit behindern, auf Erfolgsbeteiligungen des Managements zu verzichten, die Kommissionen bei den Aussendienstmitarbeitern abzuschaffen und Leistungslöhne durch ein Basissalär zu ersetzen. Das Resultat der Massnahmen setzte die Fachwelt in Erstaunen. Die Personalwechsel, eine der verborgenen Quellen für Verluste von Bonus-Programmen, verkleinerten sich um 80%, die Verkäufer begannen ich gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen und eng mit den anderen Abteilungen des Unternehmens zusammen zu arbeiten. Wettbewerb wurde ersetzt durch Zusammenarbeit mit entsprechenden Auswirkungen auf das Betriebsklima. Als die Firma damit begann, auf sämtliche Anreizsysteme zu verzichten, stand der Wert der Aktie bei $8 und der Umsatz bei $575 Millionen. Fünf Jahre später wurden die Aktien zwischen $30-$40 gehandelt und der Umsatz erreichte $ 1.3 Milliarden. [...] Quelle

Was übrigens schon ein simples Lob mit Kindern anrichten kann, zeigt z.B. folgende Studie, durchgeführt von Joan Grusec an der Universität von Toronto: Kinder, die häufig dafür gelobt wurden großzügig zu sein, hatten im täglichen Leben die Tendenz weniger großzügig zu sein als andere Kinder. Tatsächlich ist es so, dass die auszuführende Tätigkeit nicht mehr in sich selbst als etwas Wertvolles angesehen wird, sondern als ein Mittel zum Zweck, um eine Reaktion von den Erwachsenen zu erhalten. Ja und das ist nicht die einzige Studie die auf diese Zusammenhänge hinweist. (Mehr dazu im folgenden Artikel: Fünf Gründe gegen "Gut gemacht"!)

Je häufiger Menschen für etwas belohnt werden, umso eher neigen diese dazu, das Interesse an dem zu verlieren, was sie tun mussten, um die Belohnung zu erhalten. Dabei ist es völlig egal ob die Belohnung ein verbales "Leckerli", ein Eis, ein Aufkleber, Noten oder ähnliches sind. Es geht einfach nicht mehr darum, zu malen, zu lesen, zu erschaffen oder zu denken - d.h. den eigenen, aus einem selbst herauskommenden Anreizen zu folgen, sondern darum, sich auf externe Anreize zu fokussieren.

Dabei gibt es eigentlich keinen stärkeren Motivator als die eigene Begeisterung, doch gerade die wird schon den Kindern in jungen Jahren ausgetrieben. Die Kinder dürfen nicht das machen, was sie begeistert, sondern sollen sich mit dem beschäftigen, was der Lehrplan vorgibt und wofür es Noten regnet. Früh wird ihnen auf diesem Wege beigebracht, dass Lernen langweilig bis quälend ist und es nur auf die Ergebnisse, die Noten, ankommt. Wen wundert es da, dass heutzutage der Fernseher und das konsumieren von Gütern als eine der größten Freuden überhaupt gelten.

Abschließen möchte ich mit einem Auftritt von Georg Schramm zum Thema Volksverblödung. Viel Spaß und bis bald im Kaninchenbau...


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